Macht neue Filme, Hollywood! Ein Rage.

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Joker: Folie À Deux ist ein gigantischer Flop. Die 200 Millionen US-Dollar teure Produktion spielte in den USA gerade einmal etwas über 50 Millionen ein. Momentan wird in der Branche viel darüber diskutiert, warum ausgerechnet dieser Film, der eigentlich nur ein Hit werden konnte, an den Kinokassen scheiterte. Lag es an dem schlechten Marketing? An dem Versuch, aus einem Thriller ein Musical zu machen? An Todd Philips, der eigentlich gar keine Lust auf den Film hatte und sich bei der Produktion angeblich kein bisschen hat reinreden lassen? 

Ich möchte in diesem Artikel eine weitere mögliche Antwort in die Diskussion werfen: Das Publikum hat schlichtweg keine Lust mehr auf lieblos hingerotzte Fortsetzungen, Spin-Offs und Remakes, die einzig darauf aus sind, so viel Gewinn wie möglich aus einem beliebten Franchise zu pressen. 

Das hier ist kein analytischer Artikel, der nach dem wieso, weshalb, warum fragt: Das hier ist ein Rage, der einfach mal raus muss.

"Nicht nochmal..."

Ich weiß noch, als 2015 der neue Star Wars angekündigt wurde. Was habe ich mich damals gefreut und wie sehr habe ich den Tag herbeigesehnt, an dem die Fortsetzung in die Kinos kommen sollte. Zu jener Zeit war es noch etwas Besonderes, wenn beliebte Franchises aus der Versenkung gehoben wurden und entsprechend groß war die Vorfreude, wenn bestehende Universen neue Geschichte zu erzählen hatten.

Heute – ziemlich genau zehn Jahre später – empfinde ich nichts, wenn wieder mal eine Fortsetzung, ein Remake oder ein Spin-Off angekündigt wird. In den letzten Jahren ist bei mir eine so tiefe Abneigung gegen diese Filme entstanden, dass ich sie mir einfach nicht mehr ansehe. Das mag man vielleicht für engstirnig halten, aber ich weiß, dass ich nichts Weltbewegendes verpassen werde, sondern höchstens einen Film, der irgendwo zwischen miserabel und okay schwankt. Wenn ich mich nämlich doch mal dazu hinreißen lasse, einen dieser Filme zu sehen – meistens ein paar Monate später auf dem Streamer – dann bekomme ich genau das, was ich erwarte: Uninspirierte Geldmacherei.

Dieses Jahr ist es so schlimm wie nie: Planet der Affen 4, Kung-Fu Panda 4, Ich – Einfach unverbesserlich 4, Furiosa: A Mad Max Saga, Alles steht Kopf 2, Alien: Romulus, Twisters, Beetlejuice Beetlejuice, Ghostbusters: A Frozen Empire, Beverly Hills Cop 4, A Quite Place: Tag 1, Godzilla X Kong – und natürlich der neue Joker. Das ist noch lange nicht das Ende der Liste und im November geht es mit Gladiator 2 und Vaiana 2 munter weiter. 

Manche der genannten Filme mögen etwas besser oder schlechter sein, aber seien wir doch ehrlich: Es ist alles irgendwo die gleiche aufgewärmte Suppe, die manchmal eben ein bisschen weniger fad schmeckt.
Aber woher kommt das? Wieso spüre ich nichts mehr bei diesen Filmen? Wieso habe ich keine Lust mehr, mir diese Filme anzusehen?

Wollen oder müssen - das ist hier die Frage.

Bitte nicht falsch verstehen: Ich habe grundsätzlich nichts gegen Fortsetzungen, Spin-Offs und Remakes. Es gibt Geschichten wie Frank Herberts Dune, die lassen sich eben nicht in einem einzigen Film erzählen und hier macht es Sinn, wenn ein Denis Villeneuve mehrere Filme daraus macht. Und es gibt natürlich auch Filme, die so alt sind, dass ein Remake sich tatsächlich lohnt – ich denke da an den über 100 Jahre alten Nosferatu (1922), der von Robert Eggers neu verfilmt wird und noch dieses Jahr in die Kinos kommt. 

Wogegen ich etwas habe sind Fortsetzungen, Spin-Offs und Remakes, die einzig und allein darauf aus sind, maximalen Profit aus einem Franchise rauszuholen.
Ist das Kung-Fu Panda-Universum wirklich so interessant, dass wir einen vierten Teil brauchen?
Steckt hinter Planet der Affen 4 tatsächlich eine herausragende Idee, die unbedingt auf die Welt losgelassen werden muss?
Hätte es einen zweiten Joker gegeben, wenn der erste nicht über eine Milliarde US-Dollar eingespielt hätte?
Auf diese Fragen gibt es eine einfache Antwort: Nein. Der einzige Grund, warum all diese Filme existieren, ist, weil Hollywood Kohle scheffeln will und das so risikoarm wie möglich. 

Schon klar, das wollte Hollywood schon immer.
Mehr denn je ist es zum Erfolg verdammt. Filme werden nämlich immer teurer. Produktionskosten von 200 bis 300 Millionen Dollar sind keine Seltenheit mehr; der neue Joker beispielsweise hat über 200 Millionen US-Dollar gekostet. Klar also, dass Hollywood hier so wenig Risiko wie möglich eingehen will. Und einen Film in einem beliebten Franchise zu machen, das eine gewisse Fanbase hat, ist weniger risikoreich, als ein neues Franchise aufzubauen – so zumindest die Denkweise in Hollywood.
Nur leider ist das zu kurz gedacht: Filme sind keine rationalen Warengüter, die einfach so verscherbelt werden können. Sie sind keine Toaster, Klobürsten oder Lampen. Hinter ihnen stecken Menschen, die ihr Herzblut dort reinstecken. Das gilt besonders für Franchises. Fans, die ihr Zimmer mit Han Solo-Figuren, Alien-Skulpturen oder Michael Myers-Masken dekorieren: Ihnen irgendeine lieblose Fortsetzung hinzuklatschen und zu hoffen, sie würden nicht merken, was da passiert? Das funktioniert nicht. Diese Filme brauchen Herz. Eine Idee, die unbedingt erzählt werden muss. Aber die Idee ist aktuell nicht der Antrieb – sondern das Geld. Und genau so sehen dann die Resultate auf der Leinwand aus. Es ist so, wie unsere Lehrer damals immer in der Schule gesagt haben: „Ihr sollt lernen, weil ihr es wollt, und nicht, weil ihr es müsst“. 

Oscarrede von Cord Jefferson zum Thema „mehr Filme für weniger Geld“

Die Lösung: Mehr Filme, mehr Anspruch, weniger Kosten

Das Paradoxe bei dem Hollywood-Franchise-Sicherheitsgedanken ist ja: Viele Filme, die eine scheinbar sichere Bank sind, floppen. Die Gesamtkosten von Indiana Jones 5 werden auf ca. 600 Millionen US-Dollar geschätzt, der Film hat weltweit aber nur ca. 295 Millionen eingenommen; Furiosa: A Mad Max Saga hat trotz seiner 168 Millionen Produktionskosten (ohne Marketing) gerade einmal 172 Millionen eingespielt und auch Filme wie Madame Web, Mission Impossible: Dead Reckoning Teil 1 oder Lightyear blieben weit hinter ihren Erwartungen zurück. Und nun eben der neue Joker-Film.

Wieso, liebes Hollywood, nutzt ihr die hohen Budgets also nicht einfach, um statt eines 200 Millionen-Films, zehn 20 Millionen-Filme zu machen, so wie es der Oscargewinner für das beste adaptiere Drehbuch von 2024, Cord Jefferson, sagt? (siehe Rede oben). Der Erfolg eines Filmes ist nicht garantiert, nur weil er mehrere hundert Millionen kostet und in einem beliebten Franchise spielt. Jeder Film birgt ein gewisses Risiko. 

Und dann ist da noch etwas: Wo verdammt nochmal ist euer Anspruch, liebe Filmschaffenden in Hollywood? Ich meine nicht nur die Studios, ich meine auch die Regisseure, die diese Filme fabrizieren und die Schauspieler, die darin mitwirken. Wie könnt ihr euch als Kunstschaffende, die das Privileg haben, in der obersten Filmliga zu spielen, damit zufrieden geben? Wo ist euer Drang, ein neues Science-Fiction-Universum zu kreieren, im besten Actionfilm aller Zeiten mitzuwirken oder Bilder auf die Leinwand zu zaubern, die die Menschen noch nie gesehen haben?
Kurzum: Wo ist eure Fantasie?
Ihr alle könntet es besser, wollt aber nicht. Das ist faul. 

Also, noch einmal zurück zum neuen Joker und einer möglichen Antwort, warum der Film gefloppt ist: Das Publikum ist satt. Es hat keine Lust mehr, das Franchises ausgepresst werden, bis sie blutleer sind. Die Menschen wollen neue Filme, in neuen Universen mit neuen Geschichten und Charakteren.

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